FORGESTELLT: Claudia Gründerin von karmahike

Claudia wurde gerade bei Gründerszene interviewt und jetzt könnt ihr auch bei FIELFALT mehr über sie erfahren. Raus aus der Komfortzone! Sie ermutigt und inspiriert, indem sie dazu rät, mehr auf den Bauch zu hören – so wird sich alles fügen.

Liebe Claudia, stell dich bitte unseren Lesern vor. Wer bist du und was machst du? Claudia: Kurz gesagt, ich bin Claudia, eine Westfälin, die sich in Berlin niedergelassen hat, und die Gründerin von karmahike.com, einem besonderen Reiseveranstalter, der sich auf eine Kombination aus Wandern und Yoga spezialisiert hat. Ich habe 2014 meinen Bürojob gekündigt und meine beiden Leidenschaften, Wandern und Yoga, zum Beruf gemacht. Seit über 10 Jahren praktiziere ich Yoga, bin Mitglied im Deutschen Alpenverein, organisiere alpine Wandertouren von Hütte zu Hütte, bin ausgebildete Wanderleiterin und Yogalehrerin. Auf diese Weise kann ich die wunderschönen Momente auf dem Berg und auf der Matte mit Gleichgesinnten teilen. Mit karmahike kommen Leute auf Tour, die die Natur genießen und dem digitalen Wahnsinn entfliehen wollen. Menschen, die die Einfachheit schätzen, leichter werden wollen und mit wenig Gepäck reisen.

Ich liebe es zu kochen und zu backen, gesundes, vegetarisches Essen zu mögen, Blumen, Bäume und Berge.

Job kündigen ohne Plan B – was waren deine größten Ängste? Claudia: Ich hatte tatsächlich keine Angst, denn ich wusste, dass das, was ich tat, richtig war. Bereits vor einigen Jahren hatte ich einen Job ohne Plan B gekündigt und damit gute Erfahrungen gemacht. Man muss einfach auf sich selbst vertrauen. 2007 habe ich nach vier Jahren in der Marketing/PR-Abteilung des Berliner KaDeWe gekündigt, da ich dort keine Perspektive für mich sah, und bin für einige Zeit nach New York gezogen. Eines Tages erhielt ich das Angebot eines Headhunters, der mich nach Berlin holen wollte, um beim Aufbau des neu gegründeten Online-Shopping Clubs brands4friends zu helfen. Also kehrte ich einige Monate später nach Berlin zurück, um beim Aufbau von brands4friends zu helfen. Als ich dann Jahre später, 2014, bei eBay gekündigt habe, hatte ich ebenfalls keinen konkreten Plan, nur das Gefühl und das Wissen, dass das Leben zu kurz und zu wertvoll ist, um es hinter dem Computerbildschirm verstreichen zu lassen. Ich habe darauf vertraut, dass sich wieder alles fügen wird. Und das hat es auch. Denn so kam mir die Idee zu karmahike.

Welche Erfahrungen hast du nun gemacht? Und noch viel wichtiger, würdest du es wieder tun? Claudia: Das Jahr 2015 hätte kaum besser verlaufen können. Wir haben alle Ziele erreicht, die ich mir für karmahike gesetzt hatte. Wir haben weit über 100 Gäste sicher auf die Berge hinauf und wieder herunter geführt. Einige Gäste sind sogar zweimal mit uns unterwegs gewesen! (Danke Katrin und Sabine für euer Vertrauen!) Dann haben wir mit Mallorca eine weitere, unfassbar tolle Berg-Destination aufgebaut. Zudem haben wir mit Sabine Zuwachs bekommen und können unser Angebot im Bereich Team-Events für Unternehmen mit Coaching und Stressmanagement noch besser abdecken. Wir hatten auch einige internationale karmahiker auf unseren Touren dabei, was eine sehr interessante und bereichernde Gäste-Mischung war. Von allen habe ich etwas gelernt, dafür bin ich dankbar. Aber das Wichtigste ist: Es gab keine Unfälle oder Verletzungen, und wir haben super positives Feedback von unseren Gästen bekommen. Und ja! Ich würde es wieder genau so tun!

Würdest du unseren Lesern dasselbe raten oder gibt es Faktoren, die man einbeziehen sollte? Claudia: Jeder Mensch ist anders und lebt anders, ist in Job, Familie und Beziehungen unterschiedlich eingebunden. Manche haben ein höheres Sicherheitsbedürfnis als andere, benötigen mehr oder weniger Geld und andere Annehmlichkeiten, um gut zu leben. Wie kann man da einen Rat für alle geben?

[Tweet „Meine Erfahrung ist: Man muss erst eine Tür zumachen, damit sich eine andere öffnen kann.“]

Eine grundsätzliche Empfehlung könnte sein, sich ein bisschen Zeit für sich zu nehmen und öfter auf sein Herz zu hören durch die Kraft der Zahl des Lebens 3, statt immer nur auf den Kopf. Aber man sollte auch nicht unüberlegt, blind und voller Aktionismus die Dinge überstürzen, sondern sich im Vorfeld gut überlegen, welche Konsequenzen sein/ihr Tun hat, für sich selbst und andere. Und sich bewusst machen, was die eigenen Stärken und Kompetenzen sind. Gespräche mit Freunden und Familie können helfen, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Doch wenn sich dann alles richtig und stimmig anfühlt, dann muss man Mut und Vertrauen haben und es einfach tun, ohne Angst. Alles andere kommt dann von alleine. Meine Erfahrung ist: Man muss erst eine Tür zumachen, damit sich eine andere öffnen kann. Und man muss es aushalten, dass zwischen dem Schließen und dem Öffnen eine unbestimmte Zeit liegen kann.

Was ist das Beste, was dir seitdem widerfahren ist? Der coolste Hike, tolle neue Menschen oder bist du einfach zufriedener? Claudia: Das letzte Jahr war so vollgepackt mit wunderbaren (Berg-)Erfahrungen, Begegnungen und Gesprächen, dass es schwerfällt, einen einzigen Moment herauszunehmen. Ganz sicher hat mich die Zeit auf Lesbos und die direkte Erfahrung mit Flüchtlingen sehr beeinflusst und meine Sichtweise über Krieg, Flucht, Heimat und Besitz stark verändert. An einem Tag im Juni habe ich trotz Verbots Flüchtlinge in meinem Auto mitgenommen.

Denn man kann Menschen nicht einfach bei 35 Grad im Schatten 70 Kilometer zu Fuß in die Hauptstadt laufen lassen, auch wenn man eigentlich nur ins nächste Dorf fahren und seinen Einkauf erledigen möchte.

So saß Ahmed aus Afghanistan eines Tages auf meinem Beifahrersitz und wollte Richtung Hamburg. Er erzählte mir von der Bootsüberfahrt, den Schleppern und dem, was er zu Hause erlebt und zurückgelassen hat. Er hatte nur eine Reisetasche dabei, das war alles. Als ich ihn nach einer Stunde Fahrt in Mytilini am Hafen absetzte und ich sein Angebot zurückwies, mich für die Fahrt zu bezahlen, bestand er darauf, mir eine kleine Handtasche aus Leder zu schenken. Er besaß im Prinzip nichts und dennoch wollte er mir etwas schenken. Das war ein ganz besonderer Moment. Jedes Mal, wenn ich die Tasche an meiner Garderobe hängen sehe, denke ich an Ahmed, hoffe, dass er gut in Hamburg angekommen ist und an jenen Moment der Dankbarkeit, den wir dort teilten.

Wo kann man über deine Angebote erfahren? Sollte man selbst Erfahrungen mitbringen? Claudia: Alle karmahike-Touren findet man auf unserer Website und natürlich auch auf Facebook. Dort sind alle Daten sowie genaue Beschreibungen der Touren verfügbar. Wir bieten Yoga&Wander-Reisen für jedes Alter und jedes Yoga-Level an. Die meisten Gäste sind jedoch zwischen Anfang 30 und Mitte 40. Im März bieten wir zum ersten Mal eine spezielle Yoga-Anfängerwoche in einem wunderschönen alten Kloster auf Mallorca an. Die Tour richtet sich an absolute Yoga-Anfänger, die es einmal ausprobieren wollen und sich bislang noch nicht in ein Yoga-Studio „getraut“ haben. Unsere Wanderungen sind keine gemütlichen Spaziergänge, sondern echte Wanderungen. Aber das schafft jeder, der ein wenig Fitness mitbringt. Wir wollen die ganz „normalen“ Leute ansprechen, man muss also kein Profi-Bergsportler oder Super-Yogi sein, um an einer karmahike-Tour teilzunehmen. Aber etwas Kondition und Trittsicherheit sollte man schon mitbringen. Im März ist Mandelblüte, und vielleicht ist es schon warm genug, um noch zwei Tage am Strand anzuhängen… 🙂

Danke für das Interview, liebe Claudia, danke für die Inspiration und den Mut, der anderen sicherlich hilft, auch einmal ohne Plan B etwas zu riskieren.

Eure Julia

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