FORGESTELLT: Theresa Lachner – bloggt auf Lvstprinzip gern auch mal mit Pfadfinderhumor über Sex und Lovestyle

Ein Blick hinter die Kulissen von Lvstprinzip: Ein Gespräch mit Theresa Lachner

Auf dem Blog Lvstprinzip der freien Journalistin Theresa Lachner dreht sich alles um Sex und Lovestyle. Doch wer Blowjob-Life Hacks oder Sexting-Guides erwartet, wird vergeblich suchen. Vielmehr versammeln sich auf Lvstprinzip viele feinsinnige Artikel, in denen mit dem Sex gesprochen wird und nicht nur über ihn. ENDLICH! Und dass zum Glück nicht immer bierernst.

Liebe Theresa, mir brennt die Frage unter den Nägeln. Bitte klär mich auf: Wofür steht das „v“ in deinem Blog Lvstprinzip?

Theresa: Genau dafür steht es: dass du darüber stolperst oder irritiert bist und deine eigenen Assoziationen bildest. Für mich verweist das „v“ auch auf die Grundidee des Blogs, Dinge gegen den Strich zu bürsten und anders zu betrachten.

Deinen Blog bezeichnest du als Freiraum für sexuelle Gedanken. Was umfasst dieser Freiraum für dich?

Theresa: Ich schreibe schon lange für klassische Frauenzeitschriften wie Cosmopolitan oder Jolie über Sex. Die Themensetzung ist jedoch stark von verschiedenen wirtschaftlichen Faktoren abhängig und der Rahmen ist eng gesetzt. Auf dem Blog wollte ich deshalb nicht den zehnten Blowjob-Ratgeber veröffentlichen. Auf Lvstprinzip erzähle ich andere Geschichten rund um Sex, die sich auch mal den Schattenseiten widmen. Die Message ist bei jedem Beitrag: Sex ist etwas Normales und ein Grundbedürfnis wie Essen. Es gibt kein „eklig“ oder „peinlich“. Leider wird dem Sex häufig die Menschlichkeit abgesprochen. Er wird instrumentalisiert und kommerzialisiert. Ich glaube, deshalb funktioniert der Freiraum auf meinem Blog so gut. Ich versuche, unaufgeregt und aufrichtig über Sex in all seinen Facetten zu schreiben und wähle die Themen nicht sensationslüstern nach möglichst hohen Klickzahlen.

Ein weiteres Anliegen deines Blogs ist es, zu einem veränderten Konsumentenbewusstsein für Pornografie beizutragen.

Theresa: Jeder von uns ist durch schlechte Pornos und Spielfilme geprägt. Bevor ich das erste Mal Sex hatte, wusste ich schon aus Sex and the City, wie das auszusehen hat. Das hat meine Vorstellung und Erwartungen beeinflusst. Gute Pornos hingegen, bei denen man auch mal ein Gesicht sieht oder der Mann keinen hochbekommt, haben ein extrem pädagogisches Moment und erreichen die Leute auf einer sehr direkten Ebene. Viele kennen sich aber kaum damit aus und wissen vor allem nicht, wer gute Pornos abseits des Mainstream produziert und wo sie diese herbekommen. Ich schreibe deshalb aktuell an einem eBook, das hoffentlich Licht ins Dunkel bringt.

Ein Tipp vorab?

Theresa: Gern. Schaut mal bei Lucie Makes Porn von Lucie Blush rein. Sie dokumentiert im Grunde ihre eigene Entwicklung. Es sieht alles extrem gut und hip aus, aber zugleich haben die Filme diese emotionale Komponente, die ein guter Porno braucht.

Gibt es weitere Themen, die du in Zukunft auf deinem Blog stärken möchtest?

Theresa: Ich freue mich immer sehr, wenn ich gute Gastartikel von Männern bekomme. Denn Feminismus heißt für mich auch, Männern mal zuzuhören. Coole Männer machen den halben Feminismus aus. Das Stereotyp des Mannes als Bumsmaschine, der keine Gefühle hat, ist absoluter Bullshit. Ich kenne so viele smarte und differenziert denkende Männer, die sehr reflektiert über Sex reden und schreiben.

Da sprichst du einen wichtigen Punkt an. Ein feministischer Diskurs, der Männer ausschließt, erscheint mir auch wenig fruchtbar. Was macht für dich Feminismus noch aus?

Theresa: Ich denke ein moderner Feminismus kommt nicht ohne Empowerment aus. Generell verstehe ich unter Empowerment, all die Sachen, die man vorgesetzt bekommt, in Frage zu stellen, gewohnte Logiken zu zerlegen und seinen eigenen Weg zu finden. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Dabei sollte man sich bei der Verwirklichung der eigenen Ideen nicht davon abhalten lassen, dass man vermeintlich nicht weiß, wie es funktioniert. Keine Angst vor der Angst. Deshalb finde ich die gegenseitige Unterstützung in Netzwerken auch so wertvoll, denn sie kann solche Unsicherheiten abfedern.

Und wie steht es um Tabuthemen auf Lvstprinzip?

Theresa: Natürlich muss sich mein Blog in einem rechtlichen und jugendfreien Rahmen bewegen, da Lvstprinzip keine Altersbeschränkung hat. Der Blog ist deshalb eher appetitanregend als eine Hauptmahlzeit. Da mir am wichtigsten ist, mein ästhetisches und inhaltliches Niveau im Blog hochzuhalten, ist mein größtes Tabu schlechter Geschmack.

Nervt dich was am Bloggen?

Theresa: Nein, denn der Name ist Programm. Ich mache wirklich nur Sachen, auf die ich Lust habe. Zum Beispiel habe ich seit geraumer Zeit keinen Newsletter mehr geschrieben. Ich weiß, es ist total wichtig als Blogger, aber ich kann mich nicht dazu motivieren. Ebenso zwinge ich mich nicht dazu, einen Beitrag auf dem Blog zu veröffentlichen, wenn ich mich dafür an den Schreibtisch prügeln müsste. Die Leichtigkeit meiner Texte würde dann sehr schnell verloren gehen. Das Einzige, was mich gerade wirklich nervt, ist Facebook. Sie lassen jede rechte Hetze durchgehen, aber wenn man einen Schamhaaransatz sieht, wird sogleich das Profil gesperrt mit dem Verweis, gegen die Community-Regeln verstoßen zu haben. Und das erschwert meine Arbeit gerade als Digitalnomadin extrem.

Zeit für eine kleine Analyse: Warum fällt es so vielen immer noch schwer, über Sex zu reden?

Theresa: Sex ist etwas sehr Essentielles und Identitätsstiftendes und deshalb ist es auch so intim. Sicherlich spielt auch Scham eine Rolle. Man möchte sich nicht die Blöße geben, dass man unsicher ist und Fragen hat. Über allem schwebt sicherlich die große Frage: „Bin ich normal?“. Jeder hat tief drinnen einen Zweifel daran. Das erschwert es, über Sex zu reden, insbesondere über die eigenen Ansichten und Wünsche.

Hand aufs Herz: Wirst du die neue Dr. Sommer?

Theresa: Dagegen habe ich mich lange gewehrt, denn ich wollte den Fokus auf „Erwachsenenthemen“ legen. Aber seit ich für 61MinutenSex, dem Youtube-Dr. Sommer-Team bei „Frag eine Frau“ mitmache, merke ich, dass auch Aufklärung für Jugendliche total viel Spaß macht. Die stehen einfach offener zu ihren Unsicherheiten, so kann ich mit meiner Arbeit viel schneller etwas bewirken.

Liebe Theresa, es war zucker mit dir. Ich bin ein bisschen verliebt.

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