FORGESTELLT: Naomi Ryland, Co-Founder von THE CHANGER

Das Karriereportal THE CHANGER feiert Geburtstag! Seit nunmehr zwei Jahren unterstützen die Gründerinnen Naomi Ryland, Nicole Winchell und Nadia Boegli Menschen, die einen Job mit Sinn suchen. Wir sprachen mit Naomi über Arbeiten mit Sinn, Gründen mit Freundinnen und Zukunftspläne.

Naomi ist außerdem eine unserer Expertinnen beim #GetEmpowered Summit von FIELFALT, MentorMe und EY am 26. Mai 2016 in Berlin! Sei dabei!


Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum zweijährigen Bestehen von THE CHANGER! Könnt Ihr uns eine kurze Bestandsaufnahme geben, was Ihr heute alles im Angebot habt?

Naomi: Danke! Es ist wirklich schön, nach zwei Jahren harter Arbeit zurückzublicken und eine Bestandsaufnahme machen zu können. Im Angebot haben wir momentan eine Vielzahl von Stellenausschreibungen bei einigen meiner Lieblingsunternehmen, wie zum Beispiel fairphone, Workshops und Netzwerkveranstaltungen zu Themen wie Fair Fashion, UX-Design und der Arbeit mit Flüchtlingen. Außerdem bieten wir super hilfreiche Artikel für Social Entrepreneurs und Karrierewechsler an.

Besonders schön ist, dass mittlerweile fast alle Artikel von Menschen aus unserer Community geschrieben werden. Wir wollten vor allem eine Plattform schaffen, auf der Menschen mit guten Ideen ihr Know-how mit anderen teilen können. Keiner kann die Welt allein verändern. Dafür müssen wir zusammenarbeiten. Und wir kommen dahin. In den letzten 2 Wochen fanden zum Beispiel auch offline Community-Hangouts in 5 Städten Deutschlands statt, und es entstehen gerade auch Communities in Zürich und Wien. Vor Kurzem haben wir auch unser erstes Buch herausgebracht – einen Karriere-Ratgeber für sinnvolle Berufe. Das Buch ist aktuell auf unserer Website erhältlich. Das alles macht mich glücklich. Aber auch ungeduldig. Es ist immer noch viel zu tun!

Wisst Ihr, wie viele Jobs Ihr in den vergangenen zwei Jahren vermitteln konntet? Bekommt Ihr dazu Feedback?

Naomi: Wir hatten weit über 2.000 Jobs auf der Seite und erhalten regelmäßig positives Feedback von unseren Kunden. Vor allem sind sie von der Qualität der Bewerbungen beeindruckt. Durch unsere Inhalte rund um das Thema „Arbeit mit Sinn“ erreichen wir wirklich die unterschiedlichsten Menschen – von Modedesignern bis hin zu Architekten und MBA-Absolventen von den Top-Business-Schools. Die Suche nach Sinn kennt keine Grenzen mehr.

Wie fühlt es sich an, wenn Ihr erfahrt, dass Ihr einem Suchenden dabei helfen konntet, die richtige Aufgabe zu finden?

Naomi: Es fühlt sich natürlich großartig an, wenn Nutzer ihren „Traumjob“ durch uns finden. Wir hoffen auch, dass eine Zusage bedeutet, dass man tatsächlich die richtige Aufgabe gefunden hat. Aber das ist natürlich nicht immer der Fall. Einige Organisationen tun sich noch schwer damit, sich ausreichend differenziert darzustellen, um genau die richtigen Menschen anzusprechen. Daran arbeiten wir in unserem nächsten großen Projekt.

Was war Eure Motivation, THE CHANGER ins Leben zu rufen?

Naomi: Ganz egoistisch gesagt – wir wollten so etwas für uns selbst haben. Wir haben alle zusammen studiert und schon damals nach unserem Master verblüfft nach den spannenden Jobs jenseits von McKinsey & Co gesucht und nicht gefunden. Wir haben festgestellt, dass viele der Organisationen – da klein und unterfinanziert – es sich nicht leisten konnten, ihre Stellen über die großen Jobbörsen auszuschreiben und oft nur auf ihrer eigenen Website inseriert haben. Bei 600.000 Vereinen in Deutschland ist es dann eine mühsame oder gar unmögliche Arbeit, den richtigen Job zu finden – und die Organisationen hatten auch Schwierigkeiten, tolle Leute zu finden. Blöd. Also haben wir eine kostengünstige Recruiting-Lösung angeboten. Zudem haben wir gleichzeitig versucht, den Community-Gedanken in diesem Sektor durch Veranstaltungen und Inhalte zu stärken – denn wir wissen ja alle, dass man in der Karriere nicht ohne starke Netzwerke auskommt.

Ihr habt als Team gegründet. Und nicht nur das, ihr seid befreundet, habt zusammen studiert und sogar zusammen gewohnt. Ist das ein Vorteil? Oder würdet ihr Freunden eher davon abraten, gemeinsam zu gründen?

Naomi: Natürlich gibt es Tage oder sogar Wochen, in denen wir uns nicht so gut verstehen, und wir haben definitiv ein anderes Verhältnis als vorher – damit muss man rechnen. Aber es ist besser als schlechter. Ich hoffe, Nadia und Nicole würden mir auch zustimmen ;-). Ich würde es daher jeder Frau raten. Bei den Männern weiß ich nicht. Fast alle männlichen Gründer-Teams, die ich persönlich kenne und vorher befreundet waren, sind entweder nicht mehr befreundet oder nicht mehr Kollegen. Bei uns und bei vielen Frauen-Teams, die ich kenne, funktioniert es großartig. Ich möchte den Männern nichts unterstellen, aber ich sage nur eins: Ego.

Im Startup-Leben erlebt man häufig Höhen und Tiefen. Was war bislang Euer Höhepunkt?

Naomi: Der Höhepunkt war wahrscheinlich das Angebot eines ersten kleinen Investments – von einer Stiftung. Wir waren zu dem Zeitpunkt gerade etwas älter als ein Jahr und hätten eine Anschlussfinanzierung gebraucht. Der Geschäftsführer der Stiftung kam zufällig auf uns zu, weil er über The Changer eine Stelle ausgeschrieben hatte und von der Qualität der Bewerbungen beeindruckt war. Als wir ihm unsere Geschichte erzählt hatten, bot er uns an, mit uns einen Strategietag zu machen (er ist ein ehemaliger BCG-Berater, also selbst ein „Changer“) und bot uns daraufhin die komplette Anschlussfinanzierung an. Einfach, weil er an uns und die Idee glaubte. Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass kluge Menschen an dich glauben und sogar bereit sind, Geld für deine Idee in die Hand zu nehmen.

Gab es auch einen Tiefpunkt und wie habt ihr diesen überwunden?

Naomi: So viele! Das Gründen ist wirklich kein Ponyhof. Oft habe ich mich gefragt, ob es es wert ist. Aktuell sind wir auf jeden Fall relativ weit unten mit der Laune. Wir suchen eine etwas größere Investition für die Skalierung von The Changer – auch international – wollen das aber gerne als Impact Investment haben, damit wir unserer Vision und unseren Werten treu bleiben können und nicht „nur“ profitorientiert agieren müssen, sondern auch wirkungsorientiert. Aber die Impact-Investment-Szene in Deutschland ist recht klein – die Suche dauert also an und lenkt uns von unserer Leidenschaft und der eigentlichen Arbeit ab. Das nervt!

Was war das Wichtigste, was Ihr in den vergangenen zwei Jahren gelernt habt?

Naomi: Ich glaube, für mich war es die Erkenntnis, dass das Gründen kein Sprint ist, sondern ein Marathon. Wir haben uns alle in den ersten 18 Monaten ziemlich kaputt gearbeitet und waren irgendwann alle kurz vor dem Burnout oder sogar darüber. Und das ist für niemanden und definitiv nicht für das Business sinnvoll. Man muss also ein bisschen entspannen und versuchen, die Dinge gelassen zu sehen. Ja, wenn man nicht auf diesem bestimmten Event geht, verpasst man vielleicht DIE Person, die einem mit X und Y helfen könnte, aber stattdessen könnte man doch in der Sonne ein Bier mit seinen Freunden genießen. Und das ist es manchmal verdammt noch mal wert. Die Bedeutung der Lebenszahl 5 war hier für mich Weg weisend.

Hat sich in Eurer Wahrnehmung der Wunsch von Menschen in den vergangenen zwei Jahren verändert, wenn es um die Jobsuche geht? Ist die Nachfrage gestiegen oder gesunken?

Naomi: Die Nachfrage steigt definitiv und wird es meiner Meinung nach nun auch kontinuierlich tun. Das ist eine Dynamik, die nicht mehr zu stoppen ist. Nach und nach erkennen wir, wie jede Industrie umgekrempelt wird. Die Menschen haben keinen Bock mehr auf Arbeitgeber, die Mensch und Natur zerstören. Sie haben auch keinen Bock auf ausbeuterische Arbeitsverhältnisse. Und sie haben immer mehr Macht. Man muss nur diese Macht – als Arbeitnehmer und als Konsument – anerkennen und auch ausüben. Das geschieht aber auch langsam.

Was ist der Plan für die kommenden Jahre? Wohin geht die Reise weiter?

Naomi: The Changer wurde zwar in Berlin geboren, aber hatte schon immer eine internationale Seele. Ich bin Engländerin, Nadia kommt aus der Schweiz und Nicole ist in den Staaten aufgewachsen. Diese unterschiedlichen Einflüsse haben The Changer geprägt, und wir möchten das Kind irgendwann auch auf die Welt loslassen. Dieses Jahr planen wir die Expansion nach Großbritannien und in die USA, aber dafür müssen wir erst einmal die Finanzierungsrunde abschließen. Auch Gutes zu tun, kostet manchmal Geld.

Naomi, vielen Dank für das Gespräch und Euch weiterhin viel Erfolg!

Naomi ist Speakerin bei der „GET EMPOWERED SUMMIT“, der am 26.05. in Berlin stattfindet und von FIELFALT und MentorMe organisiert wird. Seid dabei und sichert Euch Euer Ticket hier!

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